Was Pferdeäpfel über Pferde verraten
Ein (Pferde-)Haufen Infos

In Pferdeäpfeln können Besitzer lesen wie in einem Buch. Farbe, Konsistenz und Geruch zeigen, ob ein Pferd gesund verdaut oder wie es um seine Nerven steht.

CAV Pferdeäpfel
Foto: Pixabay

Sie sind grün-braun, sehen eher aus wie plattgedrückte Eier und haben eine Menge zu erzählen: Pferdeäpfel.

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Das verraten Pferdeäpfel über die Gesundheit
CAV Pferdeäpfel
In Pferdeäpfeln können Besitzer lesen wie in einem Buch. Farbe, Konsistenz und Geruch zeigen, ob ein Pferd gesund verdaut oder wie es um seine Nerven steht.
Sie sind grün-braun, sehen eher aus wie plattgedrückte Eier und haben eine Menge zu erzählen: Pferdeäpfel. Alle 90 bis 120 Minuten kullern die Bollen aus dem Pferd und geben uns Aufschluss über seinen Gesundheitszustand, was es gefressen hat oder wie es derzeit um seine Nerven steht. Wer die Botschaften richtig entschlüsselt, kann im Fall des Falles schnell reagieren.
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Alle 90 bis 120 Minuten kullern die Bollen aus dem Pferd und geben uns Aufschluss über seinen Gesundheitszustand, was es gefressen hat oder wie es derzeit um seine Nerven steht. Wer die Botschaften richtig entschlüsselt, kann im Fall des Falles schnell reagieren.

Mehr Äpfel = mehr Stress

Fünf bis zwölfmal täglich äpfeln Pferde. Nervosität und Stress erhöhen die Frequenz. Für Pferdebesitzer ein ernstes Anzeichen, genauer hinzuschauen und mögliche Stress-Faktoren auszuschalten. Insgesamt entstehen täglich 15 bis 23 Kilo Pferdeäpfel.

Bis es so weit ist, geht einige Zeit ins Land. Denn was vorne hineinkommt, verlässt das Pferd erst nach einer mehr als 48 Stunden dauernden Reise durch den Darm. Was also im Stroh oder Gras landet, wurde vor über zwei Tagen gefressen! Auf dieser langen Reise durch den Magen-Darm-Trakt passiert eine ganze Menge: Das zerkleinerte Futter wird mit Magensäure vermischt, durch Bakterien aufgespalten, Eiweiß, Kohlenhydrate und Fett werden ins Blut abtransportiert, der Futterbrei wird entwässert und zu Pferdeäpfeln geformt.

Pferdeäpfel und Gesundheit

Bei Tierärzten gehört der Blick auf die Rossbollen zu fast jeder Untersuchung dazu. Vor allem, wenn das Pferd Probleme mit dem Magen oder Darm hat. Auch Pferdebesitzer können diese Gesundheitskontrolle mit ein wenig Übung nutzen und erfahren so ohne großen Aufwand, ob ihr Pferd gut verdaut.

Wichtig für die Apfellese ist, nur frische Bollen anzuschauen. Pferdeäpfel, die schon eine Weile in der Box oder auf der Weide lagen, sind bereits nachgedunkelt, angetrocknet oder zerfallen. So geben sie nicht mehr viele Infos preis. Zerteilen Sie die Bollen ruhig auch mal. So können Sie die Struktur besser erkennen. Pferden selbst verraten die Hinterlassenschaften übrigens noch viel mehr als uns: Sie erkennen aufgrund der enthaltenen Pheromone, um welches Geschlecht es sich handelt, ob es ein Konkurrent ist oder ein unterlegenes Tier. Selbst ihren eigenen Haufen erkennen Pferde und können andere Rossbollen bestimmten Pferden zuordnen, die mit ihnen in einer Gruppe leben.

Auf den folgenden Seiten erklärt Dr. Kerstin Schneider, Ernährungsexpertin für Pferde, was Ihnen Farbe, Konsistenz und Geruch der Pferdeäpfel verraten. Auf geht’s, schauen wir mal genauer hin.

Pferdeäpfel: Das verrät die Farbe über Gesundheit und Futter

Frisst ein Pferd ausreichend Heu von guter Qualität und verdaut gesund, sind die Pferdeäpfel grünlich-braun und glänzen leicht vor Feuchtigkeit. Doch Pferdeäpfel können auch eine andere Farbe annehmen. Wir sagen, was Sie darüber wissen müssen.

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Pferdeäpfel

Grasgrüne Pferdeäpfel

Diese sieht man bei Pferden, die viel frisches Weidegras gefressen haben. Es enthält viele schnell verdauliche Substanzen, viel Eiweiß und Zucker, sodass die Verweildauer im Darm zu kurz ist, um die Farbe zu ändern. Der Effekt verstärkt sich, wenn die Tiere viel kurzes Gras gefressen haben.

Futtertipp: Bieten Sie parallel zum Weidegang ausreichend Heu an. Das verlängert die Verweildauer im Darm und Gras kann besser verdaut werden. Das ist vor allem bei Stuten empfehlenswert. Durch die weiblichen Hormone sind sie grundsätzlich verfressener, ihr Körper ständig auf der Hut einer möglichen Trächtigkeit, weshalb sich Stuten gern auf frisches Gras stürzen.

Dunkelbrauner Kot

Dieser war definitiv zu lang im Darm, die Verdauung stockt. Das kann auf eine Verstopfung deuten, auf Bewegungsmangel oder zu wenig Heu.

Pferdeäpfel mit Gelbstich

Sie sind ein Zeichen für viel Kraftfutter, aber auch für zu viel Stroh. Das Problem: Stroh enthält viel Lignin und ist für Pferde nur schwer bis kaum zu verdauen. Die Gefahr: Verstopfungskoliken drohen, weil das Stroh im Lauf der Verdauung nicht weiter zerkleinert wird und so die Engpässe im Darm verstopft. Bei Pferden, die viel Stroh fressen, kann auch ein Magenproblem dahinterstecken. Mit dem Natriumbicarbonat aus dem Stroh wollen Pferde ihren übersäuerten Magen puffern.

Futtertipp: Die Obergrenze für Pferde sind 3 bis 4 Kilo Stroh pro Tag. Ältere Pferde sollten nur 1 bis 2 Kilo am Tag bekommen. Damit Pferde gar nicht erst in Versuchung kommen: Kein schmackhaftes Haferstroh als Einstreu verwenden.

Rote Pferdeäpfel

Rot können Pferdeäpfel sein, wenn die Tiere viel Rote Bete fressen. Das ist harmlos.

Rote Bete ist gesund: Sie enthält viel Vitamin C und ist somit für hustende Pferde oder mäkelige Fresser bestens geeignet. Für dicke Tiere oder Pferde, die an Insulinresistenz leiden, ist die süße Knolle tabu.

Sind die Pferdeäpfel hellrot, blutigschleimig oder mit weißlichen oder gelblichen Schleimfäden überzogen, ist Vorsicht geboten! Das ist ein Zeichen für Blutungen im Enddarm. In diesem Fall sofort den Tierarzt rufen, es könnte ein Geschwür im
Enddarm sitzen.

Schwarze Pferdeäpfel

Schwarzer Kot ist ebenfalls ein Signal für eine Blutung recht weit vorne in Richtung Magen. Das Blut ist schwarz, weil das Pferd durch seinen langen Verdauungstrakt das Blut schon verdaut hat. Hier heißt es: unbedingt einen Tierarzt rufen.

Das verrät die Konsistenz von Pferdeäpfeln

Glänzend, einzeln, geben nach, wenn man auf sie tritt: So in etwa lässt sich die Konsistenz eines Haufens gesunder Pferdeäpfel beschreiben.

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Pferdeäpfel

Klein, hart glänzend zwar, kommen jedoch einzeln

Pferdeäpfel, die so aussehen, waren viel zu lang im Verdauungstrakt. Das bedeutet, dass dem Futterbrei zu viel Wasser entzogen wurde. Bei solchen Pferdeäpfeln kann eine Verstopfungskolik drohen. Das Problem ist, Pferde zum Trinken zu animieren. Vor allem, wenn sie Schmerzen haben, trinken Pferde nicht gerne kaltes Wasser.

Futtertipp: Bieten Sie lauwarmes Wasser an, reduzieren Sie das Kraftfutter und geben Sie mehr Heu.

Ganze Körner, lange Halme

Wer das entdeckt, sollte mit seinem Tier unbedingt zum Pferdezahnarzt. Wenn Pferde Haken an den Zähnen haben, können sie nicht mehr richtig kauen und ihr Futter zerkleinern.

Weich, keine einzelnen Bollen zu erkennen

Bei einem gesunden Pferd regulieren sich zu weiche Pferdeäpfel von selbst. Grund kann etwa ein Weidewechsel sein. Irgendwann hat sich das Pferd an das neue Futter gewöhnt. Doch der Pferdedarm enthält eine empfindliche Zusammensetzung an Mikroben, ist daher sehr sensibel und reagiert auf die kleinsten Schwankungen recht heftig.

Bei weichem Kot sind die Mikroorganismen im Dickdarm durcheinander. Die negativen haben sich vermehrt, der vordere Verdauungstrakt ist überfordert und die Passagezeit der Nahrung dadurch zu kurz. Am Ende kommt ein weicher Brei hinten raus.

Futtertipp: Heil- oder Kieselerde hilft sehr gut. Beides puffert den Magen-Darm-Trakt und wirkt gegen Übersäuerung. Gut sind auch rechtsdrehende Milchsäurebakterien aus Joghurt für den Heilungsprozess oder ein Schuss Obstessig übers Futter, da er basisch verstoffwechselt wird. Grundsätzlich gilt: Vermeiden Sie krasse Futterwechsel! Das bedeutet: Nicht einfach von heute auf morgen mehr Stärke füttern, weil das Pferd mehr arbeitet. Das Gleiche gilt für Öl, Karotten oder anderes Saftfutter. Pferde sind Steppentiere und auf langsame Futteraufnahme spezialisiert.

Durchfall beim Pferd

Sind Pferdeäpfel so flüssig, dass sie nicht mal mehr einen Haufen bilden, sondern eher an einen Kuhfladen erinnern, sollten Sie unbedingt Fieber messen und einen Tierarzt rufen. Hinter Durchfall kann ein Infekt stecken, bei dem der ganze Organismus betroffen ist und nicht nur der Verdauungstrakt.

Kotwasser

Vor allem ältere Pferde haben im Winter, wenn sie nicht mehr auf der Weide stehen, Probleme mit Kotwasser. Durch den Wegfall des Weidegangs sind sie gestresst, können das harte Heu nicht mehr gut verwerten und das fehlende Gras kann die Mikroorganismen aus dem hinteren Darmbereich nicht mehr unterstützen.

Futtertipp: Um das Kotwasser in den Griff zu kriegen, sollten Sie das Pferd trotzdem Gras fressen lassen. Denn die Psyche ist der Hauptfaktor für Kotwasser. Deswegen sind vor allem auch Tinker und Schimmel betroffen. Sie werden oft aus der Herdengemeinschaft ausgegrenzt und haben dadurch psychischen Stress.

Das verrät der Geruch von Pferdeäpfeln über die Gesundheit

Frische Pferdeäpfel riechen aromatisch und eher angenehm: Das Pferd ist ein reiner Pflanzenfresser, weshalb seine Hinterlassenschaften für uns eher angenehm riechen.

Für Pferde selbst stecken noch weitere Botschaften im Apfelduft: Die enthaltenen Pheromone etwa geben Aufschluss, um welches Geschlecht es sich handelt.

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Pferdeäpfel

Stechender und beissend säuerlicher Geruch

So sollte Pferdekot auf keinen Fall riechen. Wenn es so stinkt, findet im Dickdarm eine Fehlfermentation statt; die falschen Mikroorganismen haben überhandgenommen und bringen die Verdauung aus dem Gleichgewicht.

Futtertipp: Unbedingt mehr Heu füttern. Bitte kein überständiges Heu, sondern möglichst eines, das in der Blüte geschnitten wurde. Sonst enthält das Heu zu viel Lignin, was schwer verdaulich ist.

Noch wichtiger als Heu ist es, die Getreidemenge sofort zu reduzieren oder zum Beispiel Heucobs als Kraftfutter zu geben, sodass die Pferde nicht übersäuern.

Positiv bei einer Getreidefütterung wirkt sich auch Öl aus. Es hemmt die Gasproduktion, die durch die Getreideverdauung entsteht. Zusätzlicher Vorteil: Mit Öl kommt man weg vom Getreide, welches durch seinen hohen Stärkegehalt eigentlich fürs Pferd nicht gut geeignet ist. Im Akutfall kann auch Heilerde bei stinkenden Pferdeäpfeln helfen. In der Natur helfen sich Pferde bei Übersäuerung auch gerne selbst, indem sie recht viel Erde aufnehmen. Ab und an fressen sie auch Pferdeäpfel, um die darin enthaltenen positiven Mikroorganismen und so die eigene Verdauung wieder in die richtigen Bahnen zu lenken.

Wer sich unsicher ist, ob die Pferdeäpfel tatsächlich sauer sind (pH-Wert unter 6), kann das ganz leicht mit pH-Wert-Stäbchen prüfen. Voraussetzung: Das Pferd macht trotz miefiger Pferdeäpfel einen gesunden Eindruck. Einfach etwas Wasser aus dem Rossbollen drücken und das Stäbchen dranhalten. Kontrollieren Sie den pH-Wert nach den Futtermaßnahmen noch mal. Er sollte zum neutralen Bereich von 7 gewechselt haben.

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Erscheinungsdatum 23.04.2024